INTERVIEW MIHAEL NEMECEK


17.04.2020

Noch immer steht die Welt still – und somit natürlich auch die Fußball-Welt. Wie es weitergeht – sei es wirtschaftlich oder sportlich – steht aktuell noch in den Sternen.
Wir sprachen mit unserem Vorstand Mihael Nemecek über die aktuelle Lage und vieles mehr…

SVS-Redaktion: Hallo Mihael. Die Welt steht still – egal in welcher Hinsicht. Wie beurteilst Du die momentane Situation?
M.N.: Es ist schon sehr bedrückend was momentan passiert. Natürlich ist die Tatsache, dass viele Leute einfach um ihre Existenz bangen müssen, weil Ihnen zum Teil schlichtweg das notwendige Einkommen fehlt oder reduziert wird, ebenfalls sehr beängstigend. Aber dass man auf soziale Kontakte verzichten muss, fällt meines Erachtens am meisten ins Gewicht.
Vor allem die Isolation, bzw. die Trennung der Kinder von ihren Großeltern, in Zusammenhang mit der Schließung der Schulen und Kitas, ist ein sehr großer Einschnitt. Denn dies hat unvermeidlich auch Folgen für die berufstätigen Eltern. Die Kinder können weder in die Schule, noch zu den Großeltern. Sie müssen zuhause betreut werden. Dabei sollen sie zuhause auch noch was lernen und den Unterrichtsstoff beigebracht bekommen. All das ist sehr schwer zu managen und unter einen Hut zu bekommen.
Und dennoch sage ich, sind die Maßnahmen, die ergriffen wurden, im Großen und Ganzen richtig, weil sie einfach alternativlos waren. Auch wenn vereinzelt auch etwas übertrieben, beziehungsweise mit zweierlei Maß gemessen wurde.
Stichwort: Baumärkte und Frisörläden. Da ich aber kein Experte bin auf diesem Gebiet, möchte ich mir da auch kein Urteil erlauben, sondern vertraue auf die handelnden Personen die in der Verantwortung stehen.

SVS-Redaktion: Natürlich wird aktuell auch kein Fußball gespielt – egal ob in den Profi-Ligen oder im Amateur-Fußball. Es ist ungewiss, wie bzw. ob es überhaupt weitergeht.
Wie ist hier Deine Einschätzung? Geht die Saison weiter, falls ja – in welcher Form?
M.N.: Das ist natürlich ein ganz schwieriges Thema. Auch hier muss man einfach abwarten wie der DFB, bzw. die DFL entscheidet, wie es mit der Bundesliga weitergeht.
Das hat dann nämlich auch Folgen für die darunter liegenden Ligen und Verbände. Daran wird sich dann auch der WFV orientieren müssen. Denn sollte es zum Beispiel keine Absteiger geben und die Bundesliga in der kommenden Runde von 18 auf 20 Teams aufgestockt werden, müssten ja immer von „unten“ Mannschaften nachrücken. Das hat dann vermutlich Folgen bis in die unterste Klasse.
Wird die Saison abgebrochen und nicht gewertet, trifft das natürlich viele Vereine, die um den Aufstieg spielen und vermeintlich kurz davorstehen. Eventuell gibt es aber auch Vereine, die sich mit dem Abstieg schon arrangiert haben und ihre Planungen auf die Liga drunter ausgelegt haben.
Vermutlich wäre es daher schon das fairste Modell für alle, wenn man versucht die Saison irgendwie zu Ende zu spielen. Allerdings halte ich dann nichts davon, nur noch englische Wochen durchzuführen. Das geht zu Lasten der Spieler und deren Gesundheit. Dann sollte man meiner Meinung nach tatsächlich die Saison verlängern bis in den Juli oder sogar in den August hinein.
Die neue Runde beginnt dann eben erst im September oder Oktober. Verbunden mit einer verkürzten Winterpause, ist das ein Modell, das für mich persönlich am sinnvollsten klingt.
Aber auch hier gilt: unsere Verbandsfunktionäre werden schon die richtige Lösung finden. Da habe ich vollstes Vertrauen. Auch wenn dann sicherlich ebenfalls nicht alle zufrieden sein werden. Davon ist leider auszugehen.

SVS-Redaktion: Auch im Verein steht alles still – keine Sitzungen, kein Training, keine Spiele, keine Sportheim-Veranstaltungen…
Kann der Verein die Zeit ohne finanzielle Einnahmen, aber weiterhin fixen Ausgaben, ohne Probleme überstehen?
M.N.: Auf diese Frage gibt es von mir ein klares: „JA !“. Natürlich werden auch wir in diesem Geschäftsjahr sehr hohe Verluste machen, das steht leider außer Frage.
aber wir haben in den vergangenen Jahren sehr gesund und vernünftig gewirtschaftet und uns ein kleines Polster erarbeitet. Das macht sich nun bezahlt.
Viel härter trifft uns meiner Meinung nach das fehlende Miteinander. Das gemütliche Zusammensitzen nach den Trainingseinheiten oder den Spielen fehlt mir am meisten.
Und ich glaube ich spreche da für all unsere Mitglieder der SVS-Familie. Da wir in Stetten aber schon immer für unseren Zusammenhalt bekannt waren, werden wir auch diese schwierige Situation meistern.
Ich freue mich einfach darauf, dass irgendwann wieder der Ball rollt und man dann nach der Einheit und der getanen Arbeit gemeinsam ein paar Bierchen im Sportheim oder auf der Terrasse genießen kann.

SVS-Redaktion: Hat der SVS Aktionen am Laufen, um die Mitglieder des Vereins oder die Einheimischen zu unterstützen?
M.N.: Gemeinsam mit dem Ortschaftsrat und anderen Vereinen bieten wir einen Fahrdienst, bzw. eine Einkaufshilfe vor allem für Senioren an. Wir möchten einfach auch unseren Teil dazu beitragen, mit dieser „Nachbarschaftshilfe“ gerade die älteren und gefährdetsten Personen zu unterstützen. Bis jetzt haben sehr wenige Stettener diese Hilfe in Anspruch genommen, da sie wohl noch sehr gut alleine zurechtkommen. Deshalb möchte ich auch auf diesem Wege darauf hinweisen, dass diese Hilfe natürlich weiterhin in Anspruch genommen werden kann. Sollte ein Stettener Einwohner Unterstützung jeglicher Art benötigen, kann er diese gerne über die Ortschaftsverwaltung anfordern.
Es gibt genügend Freiwillige, die gerne bereit sind zu helfen. Sollte es noch weitere Helfer geben, die sich ebenfalls engagieren wollen, dürfen auch sie sich gerne melden.

SVS-Redaktion: Nächstes Jahr wäre der SVS eigentlich Ausrichter des Eyachpokals gewesen – 2023 Ausrichter des Stetten-Turniers. Beide Großveranstaltungen können auf Grund der Corona-Pandemie dieses Jahr nicht stattfinden und wurden von den diesjährigen Ausrichtern nach Absprache auf 2021 verlegt.
Die Verlegung der Veranstaltungen auf 2022 bzw. 2024 bringt dem SVS keine Probleme; eine Zustimmung war hier kein Problem?
M.N.: Für mich persönlich war das überhaupt keine Frage, dass wir dem Antrag unserer Freunde aus Hohentengen, bzw. Heiligenzimmern, zustimmen, das Turnier um ein Jahr nach hinten zu verlegen.
Und meine Kollegen im Ausschuss sahen das selbstverständlich genauso.
Die Solidarität der Stetten-Turnier-Familie und auch die der Eyachpokalgemeinschaft steht da absolut im Vordergrund.

SVS-Redaktion: Mihael, vielen Dank für Deine Zeit. Bleib gesund!
M.N.: Vielen Dank. Das wünsche ich Dir und unseren Lesern natürlich auch.